Thurn und Taxis – das Postkutschen-Spiel
Kilians knappe Kritikbox
- Geht immer wieder
- Angenehme Spiellänge (ca. 60 min)
- Grundprinzip einfach zu verstehen
- Interaktion beschränkt sich auf Karten wegnehmen
- Siegpunkte sind beim Auf- und Abbau ein bisschen fizzelig
Das Postkutschen-Spiel, wie es liebevoll in unserer Runde genannt wird, ist ein klassisches Zieh- und Legespiel. Wenn man das Spielfeld aufbaut, hat man grob gesagt das Alpenvorland mit den historischen Städten vor sich, unterteilt in die verschiedenen Gebiete wie Bayern oder Tyrol. Die Landkarte reicht von Basel bis Pilsen, von Salzburg bis Karlsruhe. Nun geht es im Spiel des Jahres 2006 darum, in diesen Städten Niederlassungen einzurichten und ein möglichst großes Postkutschennetz aufzubauen.
Wie funktioniert Thurn und Taxis?
Man vergrößert sein Postkutschen-Imperium, indem man die Städte auf der Karte mit ausgelegten Strecken verbindet. Dazu muss man zusammenhängende Strecken mit den gegebenen Stadt-Karten bilden.
Jeder Zug in Thurn und Taxis läuft so ab, dass man zuerst eine Karte zieht, dann legt man eine Karte an seine aktuelle Postkutschen-Strecke an. Erstreckt sich diese Strecke dann mindestens über drei Städte, kann man sie abschließen, um nach bestimmten Kriterien Stationen in diesen Städten errichten.
Nun kommen allerdings noch die Amtspersonen als taktische Komponente ins Spiel. Der Amtmann, der Postillion, der Postmeister oder der Wagner lassen einen mehr Karten ziehen, mehr Karten auslegen, die Nachziehkarten austauschen oder die nächste Postkutschenstufe schneller zu erreichen. Jeder Spieler darf jeden Zug einen von ihnen nach seiner Wahl um Hilfe bitten.
Sind Gebiete auf der Karte vollständig mit eigenen Stationen abgedeckt oder bestimmte andere Voraussetzungen erfüllt, erhältst du jeweils das oberste Siegpunktplättchen. Wer hier zuerst zuschlägt, erhält mehr Punkte als seine Nachfolger.
Gehen einem Spieler die Stations-Steine aus oder hat er die siebte Postkutschen-Stufe errreicht, endet das Spiel am Ende der Runde und die Siegpunkte werden zusammengerechnet.
Was macht am Postkutschenspiel am meisten Spaß?
Es ist toll, das eigene Imperium auf der Karte wachsen zu sehen. Das perfekte Postkutschen-Netz zu planen, braucht gute Vorbereitung und das nötige Quäntchen Glück. Es ist schon sehr befriedigend mit nur einer Strecke mehrere Gebiete abzuklappern und so viele Stationen auf einmal setzen zu können um dem Sieg ein Stücken näher zu kommen.
Die 60 Minuten Spielzeit sind gut geeignet, um mal eine Runde zu spielen, wenn man für langatmigere Brettspiele keine Zeit hat. Die drei oder vier Spieler für die optimale Besetzung bekommt man auch recht gut zusammen. Thurn und Taxis kann aber auch ohne große Abstriche zu zweit gespielt werden.
Fazit
Wer ein Spiel sucht, das mit 2-4 Spielern gespielt werden kann, ziemlich genau 60 Minuten dauert und immer wieder Spaß macht, der greift bei Thurn und Taxis nicht daneben. Inzwischen ist dieses Spiel eines meiner Lieblinge und wird immer wieder hervorgezogen.
Das Zieh- und Legespiel hat nicht die höchsten strategischen Anforderungen, punktet aber mit seiner Wiederspielbarkeit und seinem gelungenen historischen Hintergrund. Kein Must-have, aber ein wirkliches solides Spiel.
Die Erweiterung Glanz und Gloria
Nachdem ich dieses Spiel immer wieder gerne spiele, habe ich mir mal gebraucht die Erweiterung zu Thurn und Taxis besorgt. Glanz und Gloria benötigt zwar das Grundspiel, da es die Spielsteine daraus verwendet, ist allerdings sonst keine richtige Erweiterung, sondern nur eine alternative Ersatzversion. Eine "norddeutsche Variante" kann man sagen, auf dem neuen Spielplan gehts von Frankfurt bis bis zur Nord- und Ostsee im Norden. Neu sind die freien Reichsstädte, die zusätzliche Siegpunkte und Routen ermöglichen, und das neue Kutschensystem, dass einen parallel zur Strecke auch noch Pferde vor die eigene Kutsche spannen lässt. Sonst sind es im Großen und Ganzen die gleichen Regeln.
Alles in allem bin ich aber mit dieser "Erweiterung" leider überhaupt nicht zufrieden. Durch die Pferde ist man eigentlich nie gezwungen eine Strecke aufzugeben, da man immer eine Karte legen kann, was einem deutlich Druck von den Schultern nimmt. Kniffelaufgaben wie die Sackgasse bei Lodz aus dem Grundspiel fehlen mir in dieser Version. Auch gewinnt in der Regel der Spieler, der als Erster alle seine Stationen platziert hat, das nimmt die Spannung beim Auszählen der Siegpunkte. Desweiteren finde ich den Umfang und die Neuerunge von Glanz und Glorian einfach zu mager. Wenn ich ehrlich bin, reut mich das Geld, das ich auf dem Flohmarkt dafür ausgegeben habe. Schade, dass man das Spiel als Erweiterung zu Thurn und Taxis angeboten hat, eine eigenständige Version wäre ehrlicher und weniger enttäuschend gewesen.
Veröffentlicht in 2 Spieler, 3-4 Spieler, Spiel des Jahres